Preisträger BDA Preis Bayern 2016

OP-Gebäude für das Buschkrankenhaus Ngaoubela, Kamerun

Ngaoubela

OP-Gebäude für das Buschkrankenhaus Ngaoubela, Kamerun

Ngaoubela
Projekt
Ein OP-Gebäude für das Buschkrankenhaus Ngaoubela
Architekt
Julia Gräff, Michael Mayer, Phillip Weibhauser, Karina Gnüchtel, Doria Bornheimer, Magdalena Pfeffer, Stephanie Tröndlin-Ehrler
Bauherr
Technische Universität München, Betreuung durch den Lehrstuhl Entwerfen und Holzbau, Prof. Hermann Kaufmann

Das Buschkrankenhaus Ngaoubela in Kamerun, Zentralafrika steht seit 1989 unter der Leitung der Ärztin Dr. Neier. Für die Einrichtung wurde von sieben Studenten der TU München ein Operationsgebäude geplant. Als Herz der Anlage fügt sich der Baukörper in den Bestand ein und ordnet diesen entlang einer neuen Erschließungsachse. Die robuste innere Struktur organisiert sich um zwei zentrale Operationssäle. Dem vorgelagert, gewährleistet eine offene Raumzone einen reibungslosen Arbeitsablauf. Um auf schwer durchzuführende Reparaturen zu verzichten wurden bauliche Lösungen zur natürlichen Klimatisierung gefunden. Das hohe Pultdach schützt nicht nur vor Wetter und Sonne. Durch Thermik entsteht darunter ein konstanter Luftstrom zur Kühlung der Räumlichkeiten. Eigens entwickelte Fensterelemente filtern die direkt zuströmende Außenluft für den OP-Betrieb. In Zusammenarbeit mit 25 lokalen Kräften errichtete die Studentengruppe in sechs Wochen den Rohbau. Der OP wurde Anfang 2014 in Betrieb genommen.

Preisträger

BDA Preis Bayern 2016 – Nachwuchspreis Bayern 2016

Es ist eine Hybris des kapitalistischen Bausystems, dass die dringlichsten Gestaltungsaufgaben die unattraktivsten sind, vor allem finanziell. Billigen Wohnraum schön, einladend und den Bedürfnissen der Menschen entsprechend zu entwerfen oder großen Notlagen nicht nur mit Behelfskonstruktionen zu begegnen, das ist die vielleicht größte Herausforderung in einer profitorientierten Immobilienkultur. Genau deswegen ist das Projekt der Studentengruppe der TU München, die in Kamerun ein Operationsgebäude mit zwei Sälen geplant und tatsächlich errichtet hat, von einer Bedeutung, die über die Prämierung einer Studentenarbeit weit hinaus geht.
In nur sechs Wochen errichteten die sieben Studenten gemeinsam mit 25 Helfern vor Ort das einfache, aber dennoch schöne und voll funktionsfähige Gebäude für den sensiblen Bereich der Chirurgie. Da aufwändige und wartungsintensive Klimalösungen für das Low-Cost-Projekt und seine zukünftige Nutzung nicht praktikabel waren, wurde mit dem weit auskragenden Pultdach und eigens entwickelten Fenstern eine natürliche Kühlung durch Luftströme befördert. Ein großer Vorraum mit einer Balkendecke und Holztüren schafft zudem mit ökonomischen Mitteln einen Warteraum, der drei mal heimeliger wirkt als jeder deutsche Krankenhausflur.
In dem Ensemble der ehemaligen Leprastation, die mit Unterstützung evangelischer Hilfsorganisationen zu einem der best ausgestatteten allgemeinen Krankenhäuser des dortigen Bezirks wurde, schafft die prägnante Architektur einen klaren Bezugspunkt, der sich dank der Materialien und der Bauweise nicht wie ein importierter Fremdkörper ausnimmt, sondern wie ein natürlicher Bestandteil dieser Genesungsgemeinde.
Das Motto der Studentengruppe „build together – learn together“ möge noch vielen Architekturstudenten den Weg zu einer ethisch verstandenen Architektur weisen, die ihr Hauptziel nicht darin sieht, in die Architekturmagazine zu kommen, sondern die wesentlichen und massiv drängenden Probleme der Menschheit mit Intelligenz, Einsatz und Gemeinsinn in Angriff zu nehmen.

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