Sichau & Walter Architekten BDA

Preisträger „Große Häuser, kleine Häuser – Ausgezeichnete Architektur in Hessen“ 2003-2008

Parkhaus

Fulda

Sichau & Walter Architekten BDA

Parkhaus

Fulda
Projekt
Parkhaus
Architekt
Sichau & Walter Architekten BDA, Fulda
Bauherr
Q-Park, Maastricht (Niederlande)

Projektbeschreibung

Am südlichen Rand der Altstadt, direkt an der mittelalterlichenWehrmauer, wurde ein altes, baufälliges Parkhaus geschliffenund an gleicher Stelle ein Nachfolger errichtet. Kleinteilige Stadtstruktur steht an diesem Ort einer Bundesstraße mit großmaßstäblichen Nachkriegsbauten gegenüber – eineSchnittstelle von 16. und 20. Jahrhundert. Die uneinheitliche und uneindeutige städtebauliche Situation zwingt hier also zu keiner Wertigkeit in der Ausformung, sondern nur zu einem Nichtüberschreiten der bestehenden Fluchten. Das Gebäude folgt dieser These. Es lenkt eher, als dass es definiert,nimmt dabei unterschwellig Bezüge, Höhen, Verläufe undStaffelungen auf.

Die Faktoren Dynamik und Licht bestimmen den Entwurf. Im gleichförmigen Rhythmus, den Schwüngen der Gebäudestruktur folgend, zieht sich ein Band aus vertikalenStelen um das Gebäude, Geschoss für Geschoss – unterbrochen und gegliedertnur durch die horizontalen Bänder der Geschossdecken. Das Gebäude präsentiert sich als ein einheitlicher, scheinbar in Bewegung geratener Körper, der die Mononutzung im Inneren nicht verleugnet, aber dochverschleiert.

Die vertikalen Lamellen filtern und lenken das einfallende Tageslicht. Sie definieren eine Fassade, die sich für den äußeren Betrachter je nach Standort und abhängig von der Dynamik des Betrachters verändert. Für Autofahrer zeigt sie sich geschlossen und schafft Raumkanten. Benutzer und Fußgänger nehmen sie hingegen als offen, Ein- und Ausblicke gewährend, wahr. Abends kehrt sich die Lichtsituation um, und die Beleuchtung im Inneren des Gebäudes verliert ihre reine Zweckbestimmung. Wie durch einen Filter dringt das Licht, farblich differenziert, leicht pulsierend durch die äußere Schicht und verwandelt den Zweckbau in ein Objekt.

 

Juryurteil

Der Bauherr ist dafür zu loben, dass er bei der Errichtung seines Parkhauses auf die übliche, sich durch Banalität auszeichnende Lösung „von der Stange“ verzichtet und gemeinsam mit seinen Architekten eine ortsspezifische Architektur erarbeitet hat, die der historisch wertvollen Umgebung gerecht wird.
Der so entstandene Bau fügt sich mit seiner klar lesbaren Gesamtform, seiner horizontalen Gliederung und den vertikalen Betonlamellen gut in den Kontext ein. Besonders gelungen ist die homogene, steinerne Materialität in Fläche und Struktur der Fassaden, deren haptische Qualität die Verwandtschaft zu den steinernen Nachbarhäusern herstellt.

Preisträger

„Große Häuser, kleine Häuser – Ausgezeichnete Architektur in Hessen“ 2003-2008 – Simon-Louis-du-Ry-Plakette