Werner Huthmacher, Berlin

Preisträger max40 – Junge Architektinnen und Architekten 2011

Umbau Lutherkirche zum Diakoniepunkt Luther, Mannheim-Neckarstadt (West)

Mannheim-Neckarstadt (West)

Werner Huthmacher, Berlin

Umbau Lutherkirche zum Diakoniepunkt Luther, Mannheim-Neckarstadt (West)

Mannheim-Neckarstadt (West)
Projekt
Umbau Lutherkirche zum Diakoniepunkt Luther
Architekt
Arno Klinkenberg, klinkenberg | architektur. Fürth-Steinbach
Bauherr
Evangelische Kirche in Mannheim, Haus der Evangelischen Kirche in Mannheim

Die Lutherkirche stand wegen rapide abnehmender Gemeindemitgliederzahlen im Stadtteil kurz vor der Schließung. Da es viele diakonische Einrichtungen im Stadtteil gibt, konnte die Idee, sie zu einem Diakoniezentrum des Quartiers umzubauen, mit Mitteln eines Förderers umgesetzt werden. So gelang es, die denkmalgeschützte Kirche, ein neugotischer Bau aus dem frühen 20. Jahrhundert, als elementaren Baustein im Stadtgefüge zu erhalten.

Aus der Interpretation der gottesdienstlichen Nutzung eines denkmalgeschützten Kirchenraumes leitet sich der Entwurfsansatz ab, die diakonischen Nutzungen in ein offenes Gotteshaus zu integrieren. Die zu berücksichtigenden Funktionen fügen sich in die vorhandene Struktur mit Rücksicht auf den Gesamtkirchenraum ein. Dabei wurde stets der Grundsatz beachtet, dass der Sakralraum trotz profaner Funktion ebenso erhalten bleiben soll wie die Lesbarkeit des Kirchenraumes.

Durch das Kürzen der Bankspiegel wurden Flächen für die neuen Nutzungen frei. Das Gestühl des Mittelschiffes blieb als wichtiges Element im Kirchenraum erhalten. Die im vorderen Teil freigeräumte Fläche lässt sich bei Bedarf durch Stuhlreihen ergänzen, kann aber ebenso als Bühne dienen. So kann auf sich verändernde Anforderungen der Liturgie an den Raum flexibel reagiert werden.

Die neu eingefügte Ebene der Möbel liegt als abgelöste Schicht um den Kirchenraum, so dass eine „Fassade“ der neu eingefügten Nutzungen den Kirchenraum ruhig umschließt. Unter der Hauptempore, zentral am Eingang, empfängt den Besucher als erste Station ein Begegnungsraum, in dem er sich orientieren und informieren, aber auch einfach nur in Ruhe innehalten kann. Transparente Verglasungen trennen diesen Raum vom Kirchenraum ab und erhalten gleichzeitig den räumlichen Zusammenhang. Die an der Rückseite platzierten Möbel enthalten Gerätschaften, die für den Betrieb des Cafés genutzt werden können, das bei Bedarf in diesem Raum eingerichtet werden
kann.

Unter den Emporen des Querschiffes entstanden durch den Einbau von Verglasungen in den Bögen vier Bereiche mit Beratungs- und Schulungsräumen. Die Zugänge orientieren sich am historischen Bodenbelag, der als Weg zwischen dem Gestühl verläuft. Die Räume sind wie Stationen an diese Wege angelagert. Die Beratungsplätze befinden sich, um die dafür notwendige Intimität zu wahren, hinter halbhohen Trennwänden. Insgesamt sind in den neuen Räumen vier Beratungs-, zwei Arbeits- und sechs Schulungsplätze untergebracht.
Die Oberflächenmaterialien Glas, Holz, Stein und Stahl wurde einfach gehalten, um in diesem Raum nicht den Eindruck zu erwecken, den Bestand durch ein Zuviel an Präzision übertrumpfen zu wollen.

Preisträger

max40 – Junge Architektinnen und Architekten 2011

Beurteilung der Jury

Die eingereichte Arbeit zeichnet sich aus durch einen sehr sensiblen Umgang mit dem Bestand einer neugotischen, denkmalgeschützten Kirche aus dem frühen 20. Jahrhundert. Ohne das Erleben des ursprünglichen Gesamtraums zu beeinträchtigen, wurden Beratungsräume und ein Café eingebaut; der Zentralraum wird weiterhin für Gottesdienste genutzt. Möbel, Boden und Verglasungen verleihen der Kirche eine neue Würde in gelassener Atmosphäre, die der Kombination aus profaner und sakraler Nutzung angemessen ist.